Kursthemen
Partizipation, Spatial & Digital Literacy
Geodaten werden vielerorts laufend erfasst und permanent bereitgestellt. So können Verläufe beobachtet und aktuelle Geschehnisse verbreitet werden. Der Benutzer selbst kann aber auch aus seiner Nutzerrolle „herausschlüpfen“ und selbst zum Produzenten bzw. zur Produzentin von Geodaten werden, in dem er/sie beobachtet, dokumentiert und anderen bereitstellt. Dadurch entstehen eine große „Cloud“ von Geodaten und über diese Kommunikation „virtuelle Geographien“.
Public Participation
Hintergrund
- Zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft ("Digital Literacy" vs. "Spatial Literacy")
- Verfügbarkeit von mobilen Endgeräten und breitbandigem Internetzugang
- Web 2.0 Phänomene als starker Treiber von Bürgerbeteiligungsinitiativen
- Einfachere Formen der Organisation und stärkere Präsenz
PPGIS: Public Participation GIS
- (digitales, web-basiertes) kartengestütztes Werkzeug für Bürgerbeteiligung
- Ergänzung (oder Weiterentwicklung?) zu traditionellen Methoden der Bürgerbeteiligung (einzelne Veranstaltungen mit öffentlicher Einsicht in Planungsprozesse, Präsentationen durch öffentliche Einrichtungen, Diskussionsabende, Umfragen, etc.) mit Hilfe von GeoWeb 2.0 Technologien
- Einschränkungen bisheriger Methoden: Benachrichtigungskanäle, unzureichender Zugang zu Information, Konfrontation statt Diskussion, verbesserungswürdige Präsentation von räumlichen Daten und Sachverhalten
- Unidirektional, bidirektional, multi-direktional (kollaborativ)
- Ziel: Einbindung der breiten Öffentlichkeit in politische Entscheidungen, meist auf lokaler oder regionaler Ebene
- Ausloten von individuellen Bedürfnissen und Anforderungen, Diskussion von Planungsaspekten
- e-government: digitale Services von öffentlichen Einrichtungen (Informationsportale, web-basierte Formulare und Anträge, etc.)
(Wiedemann and Femers 1993)
Weiterführende Literatur:
Geospatial Citizenship
Technisch-methodische Kompetenzen: Karten lesen, Orientierung, Navigation, Lösen einfacher Analyseaufgaben, Annotation, Produktion von Geodaten und Karten, Einbindung in soziale Medien
Reflexion und Reflixivität: Intentionalität, Datenbeschaffenheit, kritisches Hinterfragen, Bewusstsein bzgl. des eigenen Umgangs mit Geomedien
Kommunikation und Partizipation: Ausdruck von Information mit Geomedien, Kommunikation über Web 2.0 Technologien, Verhandlung/Argumentation via Geomedien in Entscheidungs- und Meinungsbildungsprozessen
Jekel et al. (2015)
Thomas Jekel, Inga Gryl & Anna Oberrauch: Education for Spatial Citizenship: Versuch einer Einordnung.- In: GW-Unterricht, 137, S. 5-13.
Kompetenzmodell
Dieses Kompetenzmodell baut auf drei Komponenten auf:
- Fertigkeiten zur Nutzung räumlicher Repräsentationen (Web-Karten, Web-GIS, ...)
- der Fähigkeit zur Kommunikation und Partizipation
- der Fähigkeit zur Reflexion und Evaluation
In diesem Sinne soll der Web-Nutzer bzw. die Web-Nutzerin zur räumlichen Entscheidungen und Handlungen befähigt zu werden, also als kompetente Bürgerin und Bürger am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen.
Entwicklungsstufen am Weg zur Kompetenz
- Fertigkeiten in der Nutzung und Bedienung
... eines Datenportals der österreichischen Landesregierungen (Geoland, Sagis, Doris, ...)
... durch Eintragen eigener Daten in Kartenservices wie Open Street Map - Fähigkeit zur Kommunikation und Partizipation
... Rücksichtnahme auf Einträge anderer Web-Nutzer
... Integration eigener Einträge in die Einträge anderer - Fähigkeit zur Reflexion und Evaluation
... der Nutzung von Kartendiensten wie Google Maps oder Open Street Map für persönliche Zwecke
... der eigenen Partizipation als "Datensensor" durch Nutzung eines Mobiltelefones, ...
... der Freigabe persönlicher Daten im Zuge der Nutzungsbedingungen von SocialWeb-Diensten (Kontakte, ...)
... der Weitergabe von Rechten auf eigenen Daten im Zuge von Upload-Prozessen
- Fertigkeiten in der Nutzung und Bedienung
Fertigkeiten im Detail - als unvollständiger Vorschlag
- Abfrage der notwendigen Daten aus der DKM zu einem gewünschten Grundstück (Katastralgemeinde, Einlageblatt, Grundstücksnummer, ...)
- Abfrage des Flächenwidmungsplanes zu einer gewünschten Adresse bzw. Grundstück, der Legende und Lesen der gesetzlich erlaubten Nutzung
- Abfrage der Details einer Nutzungskategorie der Flächenwidmung aus dem jeweiligen Landesgesetz über das RIS des Bundeskanzleramtes
- "Speichern" der Flächenwidmung eines Raumauschnittes als Permalink, als PDF, ... aus dem Web-GIS eines Bundeslandes
- Zeichnen eigener Daten auf eine "Karte" im Web-GIS eines Bundeslandes, in OSM, ...
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